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Statt Geld für wenige: Gemütlichkeit für alle

Es weihnachtet schwer. Lichter und Weihnachtsmärkte kündigen besinnliche und erholsame Tage an. Dieses Jahr will ich die Zeit, in der die Hektik abnimmt und das Arbeitsleben ruht, gut nutzen: Ich klinke mich komplett aus und verreise in die Ferien.

Zeit ist aber ein Privileg, das auch über die Festtage nicht allen vergönnt ist. Insbesondere dem Verkaufspersonal bringt dieses Weihnachtsfest zusätzlichen Stress. Zahlreiche Läden öffnen in diesem Jahr auch am 24. Dezember. So etwa das Glattzentrum. 400 Angestellte, ein Fünftel der Belegschaft, wehrten sich mit einer Petition gegen die Öffnung am Tag von Heiligabend.

– Vergeblich. Die Gemeinde Wallisellen bewilligte den Sonntagsverkauf trotzdem. Zu gross war die Angst des Gemeinderats vor möglichen Wettbewerbsnachteilen für das Einkaufszentrum. Und das, obwohl die meisten Geschäfte gar nicht öffnen wollen. Und das nicht etwa einfach aus Goodwill, sondern weil sich das Öffnen an weihnächtlichen Sonntagen in erster Linie kaum lohnt.

In einem Vorstoss im Zürcher Kantonsrat wird nun von mehreren Parteien gefordert, dass die Läden in Zukunft am 24. Dezember geschlossen bleiben, wenn dieser auf einen Sonntag fällt. Etwas, das ohnehin nur alle sechs Jahre vorkommt.

Eine vernünftige Gesetzesänderung. Sie wird allerdings kaum eine Mehrheit finden. Es brauche keine Regulierung, der Markt werde das schon regeln, wird das Argument von rechts lauten. Das Problem daran: Solange einige Geschäfte öffnen wollen und die Gemeinden dies auch bewilligen, wird ein Druck auf alle anderen ausgeübt, dies ebenfalls zu tun – auf Kosten des Personals.

2012 hat die Zürcher Stimmbevölkerung mit über 70 Prozent wuchtig die FDP-Initiative «Der Kunde ist König» abgeschmettert, die eine weitere Liberalisierung der Ladenöffnungszeiten forderte. Die Bevölkerung hat Verständnis für die Bedürfnisse des Verkaufspersonals, das auch ein Recht auf geregelte Arbeitszeiten und Zeit mit der Familie hat. Es ist Zeit, dass auch Detailhändler und Politiker dies zur Kenntnis nehmen.

«Zeit ist Geld», sagt der Volksmund. Für die Kaufhäuser mag das stimmen. Für die Menschen ist Zeit aber Gemütlichkeit mit Familie und Freunden. Gerade in der Weihnachtszeit, in der Erholung und Besinnlichkeit im Zentrum stehen, sollten wir statt Geld für wenige etwas Gemütlichkeit für alle schenken.